Technisch-Tauchen.de
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Wracktauchen an der Cesare Rossarol & SS Vis im Kvaner Channel/Istrien/Kroatien

Text: Rocco Hannert

Veröffentlicht bei: www.foerdeschlosser.de.

Unterwasser-Fotos: Joern Kumpart

Überwasser-Fotos: Joern Kumpart und Michael Melcher

Moin Leute,


im Folgenden gibt’s einen Reisebericht unserer Wracktauchtour nach Kroatien/Istrien.
Die Tour fand vom 31.März bis 08.April 2012 statt.

Geplant waren 5 Tauchtage aus denen dann aber 7 Tage wurden.

Organisiert wurde die Tour von Michael Melcher  http://technisch-tauchen.de/


Von den Schlossern waren nur Jörn und Rocco dabei, da leider nicht genug freie Plätze zur Verfügung standen.
Aber zurück zum Anfang.
Letztes Jahr im Sommer waren wir schon mal mit einer 6 Mann Truppe schon auf der Insel Pag in Kroatien. Wir betauchten dort die Wracks "Euterpe" und "Albanien" und genossen die Gastfreundschaft vom Basenbetreiber Spela.

http://www.speladive.com/

Die Tour hat allen Beteiligten sehr gut gefallen, so daß mein Kumpel Michael kurzerhand für 2012 wieder eine Tauchwoche in Kroatien organisierte. Diesmal sollte es nach Istrien gehen,
zur unter technischen Tauchern relativ bekannten Basis "Krnica-Dive".

http://www.krnicadive.com/


Als Reisezeit hat Michael den frühen April ausgewählt, denn es kann ja nicht schaden nach dem langen Winter bei erträglichen Wassertemperaturen im Blauwasser zu tauchen.
Wir haben uns, bei Knirca-Dive als 8 Mann Truppe (Maximalbelegung für ein Boot bei technischen Tauchgängen) eingebucht und hatten täglich ein Boot mit Skipper für einen Tauchgang zur Verfügung. Als Unterkunft dienten die Apartments "Percan".

http://www.istrasol.com/
Ausgestattet mit allem was man so zum Überleben braucht und vor allem an Taucher gewöhnte Vermieter mit Platz zum Abstellen unseres doch etwas größeren Flaschenfuhrparks. Mit dem Auto waren es von dort nur 5min bis zur Tauchbasis und zum Hafen von Knirca.
Als taucherischen Leckerbissen planten wir in der Woche, das fast unbetauchte Wrack des österreichischen Zerstörers S.M.S.Wildfang zu besuchen. Dieses Wrack liegt allerdings mit 40sm sehr weit entfernt von unserer Basis, auf halben Weg zwischen Kroatien und Italien. Aufgrund der exponierten Lage der "Wildfang" gab es in unserer Woche keine Möglichkeit, dort zu tauchen. Dies war allerdings nicht schlimm, da Maurizio von Krnica-Dive eine Menge anderer, interessanter, gut erhaltener und großer Wracks im Programm hat.
Genauso wie Spela hat auch Maurizio sich auf technische Taucher spezialisiert und sich eine gut funktionierende Fülllogistik aufgebaut. Unterstützt wird er von 3 Mitarbeitern, die das Gasefüllen oder die Bootsausfahrten übernehmen. Auf der Basis läuft alles professionell und gut durchorganisiert.



Beim Kaffe vor der Basis

 

Sonntag, 01.04.2012


Nach 15stündiger Anreise bezogen Jörn und ich unser Zimmer und mussten sogleich einen ersten Härtetest überstehen. Es gab nur ein Doppelbett mit gemeinsamer Bettdecke. Wir waren uns einig - Doppelbett ja - gemeinsame Decke nein.
Da Jörn der "Schwerere" ist, musste ich dann mit ein paar Decken aus dem Auto die doch recht frische, mediterrane Frühjahrsnacht überstehen.
Trotzdem waren wir am Morgen ausgeruht und konnten auch schon die anderen Mitglieder der Truppe bei einem Kaffee begrüßen. Am Nachmittag war ein "Eingewöhnungstauchgang" an einer Wand gegenüber unserer Bucht geplant.
Aufgrund einer Veranstaltung des polnische Anzugherstellers SANTI auf der Basis war es sehr voll, aber wir ergatterten doch noch einen Platz auf einem der Boote. Danke hiermit noch mal an SANTI für die Einladung zur Ausfahrt. Der Tauchgang war mittelmeertypisch mit guter Sicht und einigem Getier. Den Abend ließen wir dann gemütlich am Grill ausklingen.



Unsere Unterkunft
Auf dem Tauchboot

 

Montag, 02.04.2012


Die Nacht war diesmal nicht so aufregend, da uns unsere Vermieterin eine zweite Decke überließ.
Da wir viel vor hatten, ging es am Morgen schon um 07:30Uhr los. Wir hatten 2 Tauchgänge am Wrack des italienischen Zerstörers "Cesare Rossarol" geplant. Das Schiff ist beim Untergang (Minentreffer) in 2 Teile zerbrochen, die man in 2 separaten Tauchgängen (Bug und Heck) erkunden muss. Gesunken ist der Zerstörer am Ende des ersten Weltkrieges. Die Bug und die Hecksektion des Schiffes liegen ca. 300m auseinander in knapp 50m Tiefe.
Nach einer 45min Anfahrt ging es in die blaue Tiefe. Die Sicht lag bei ca. 15-20m.
Das 30m lange Heckteil steht aufrecht und ist sehr gut erhalten. Es waren viele Details zu sehen wie z.B. der Entfernungsmesser, Geschütze, Hilfsruder und viele Kleinteile im Bereich der sehr interessanten Bruchkante.
Nach ca. 90min waren wir wieder aus dem, doch noch recht, frischen Wasser. In der Tiefe betrugen die Temperaturen nur ca. 9C° und im 10m-Bereich waren sie mit 12C° auch noch nicht so richtig mittelmeertypisch.
Nach einer ausgiebigen Oberflächenpause im Restaurant neben der Basis, machten wir uns daran die Bugsektion des Kriegsschiffes zu betauchen.
Im Gegensatz zum Heck lag der Bug über Kopf. Dennoch ermöglichten viele abgefallene Platten interessante Einblicke in das Schiff. Die Bruchkante erlaubte einen Ausflug in das Innenleben. Im Schiff beunruhigten die wirklich beeindruckenden Regale mit großkalibriger Munition und der labile Zustand des Wrackes (Einsturzgefahr). Ehrlich gesagt war ich froh, als ich nach dem kurzen Ausflug ins Innere wieder hinaus ins Blaue tauchte.
Auch dieser schöne Tauchgang ging viel zu schnell zu Ende. Erst mit Einbruch der Dunkelheit waren wir mit viel Hunger wieder im Hafen. Zum Glück hatte die Pizzeria noch auf, so dass wir vernünftig gesättigt in den wohlverdienten Schlaf fallen konnten.



Zerstörer Cesare Rossarol
Entfernungsmesser auf dem Heck
Hilfsruder auf dem Heck
Bug des Zerstörers (kieloben)
Unmengen von Munition im Wrack

 

Dienstag, 03.04.2012


Heute konnten wir mal ausschlafen, da wir uns mit Maurizio erst zum Mittag an der Basis verabredet haben. Dank Andreas, alias "Ferkel", gab es zum Frühstück ein herrliches Rührei, so dass wir gegen Mittag gestärkt und bereit zu neuen Abenteuern an der Basis waren.
Leider meinte Maurizio, dass das Wetter keine Ausfahrten in den offenen Kvarner Channel zulässt. Als Alternative schlug er vor, ein kleines ehemaliges Versorgungschiff einer dt. Basis weit hinten in einer geschützten Bucht vor der Ortschaft Trget zu betauchen. Wir nahmen seinen Vorschlag an und wollten auf der Rückfahrt vom Wrack eine Süßwasserquelle nach Möglichkeiten eines evt. Höhlentauchganges erkunden, da ein Großteil unserer Truppe sich in dunklen Erdlöchern außerordentlich wohl fühlt.
Das kleine Wrack vor Trget war wenig spektakulär und die Sicht war mit 2m sehr, sehr bescheiden. Trotzdem waren wir gute 45min im Wasser bis wir das ganze Wrack erkundet hatten.
Auch der Besuch an der Süßwasserquelle war nicht von taucherischen Erfolg gekrönt. Die Quelle führte zwar ordentlich klares Süßwasser und bildete auch einen idyllischen Bach mit einem Quelltopf, aber eine Möglichkeit zum Eintauchen war nicht zu finden. Das Wasser drückt anscheinend aus vielen kleinen Spalten und Röhren an die Oberfläche. Schön und vor allem lustig war es trotzdem.
Am Abend konnten wir dann in einer gemütlichen Kneipe einem ziemlich interessanten Vortrag über Wracks in den kroatischen Gewässern lauschen.
Auch wieder ein sehr gelungener Tag.



Fahrt nach Trget
Quelle

 

Mittwoch, 04.04.2012


Heute war das Wetter wieder besser und wir wollten endlich zum angeblich schönsten Wrack der Region, zum Dampferschiff "VIS". Aufgrund des guten Wetters war dies auch möglich, so dass Maurizio uns ein Boot ca. 20km weiter nördlich organisierte. Mit unseren Autos fuhren zum Treffpunkt nach Rabac, wo uns der Skipper abholte und zur Position der "VIS" fuhr.
Gesunken ist der 80m lange Dampfer 1946 nach einem Minentreffer nur ca. 300m von Kap Masnjak entfernt. Hier steht seit dem das Wrack aufrecht in 60m Tiefe auf hellem Sandgrund. An der Wrackposition angekommen stellten wir fest, dass keine Boje vorhanden war, so dass der Skipper nur eine dünne Shotline mit wenig Blei am Wrack setzte. Außer als Referenz war die Leine zum Auftauchen nicht zu gebrauchen. Aufgrund der Nähe zur Küste, entschlossen Jörn und ich mich, vom Wrack nach einer halben Stunde Grundzeit per Kompasspeilung über den Sandgrund zu tauchen, in der Hoffnung, dass dieser relativ schnell ansteigt und wir unsere Deko am Riff absitzen können.
Das Wrack war fantastisch. Sehr gut erhalten, top Sicht, teilweise sehr mystisch mit Netzen verhangen und viele Möglichkeiten ins Wrack zu tauchen.
Wir drehten eine Runde vom Heck bis zum vorderen Laderaum. Wir sahen uns in den ehemaligen Unterkünften um und fanden direkt unter den Davits auf dem Grund noch das alte Rettungsboot. Auch der hintere Laderaum war sehr interessant. Gut zu sehen waren der gewaltige Wellentunnel und der gut verzurrte Reservepropeller an der Laderaumwand.
Leider war wie immer die Zeit viel zu schnell um und wir machten uns in ca. 50m Tiefe mit Sicht zum Grund auf den Weg Richtung Riff. Nach gut 10min Schwimmzeit und ordentlichen Gasverbrauch in der Tiefe machte der Meeresgrund immer noch keine Anstalten flacher zu werden. Langsam freundete ich mich mit dem Gedanken eines Freiwasseraufstieges an.
Zum Glück tauchte dann aber nach 50min endlich das Riff auf und wir konnten den Aufstieg bei jetzt wirklich langer Dekozeit beginnen. Zur Beruhigung der Crew setzten wir eine Boje und genossen den jetzt sehr schönen Aufstieg bei viel Fisch und guter Sicht am Riff.



Dampfschiff Vis
An der Brücke
Badewanne des Kapitäns
Ersatzpropeller im Laderaum

 

Donnerstag, 05.04.2012


Maurizio schlug uns heute vor das Wrack der "Lina" zu besuchen. Dieses Wrack ist Pflicht, wenn man sich in der Gegend aufhält. Bei der "Lina" handelt es sich um einen 80m langen Frachtdampfer, der 1914 aufgrund eines Navigationsfehlers an der Küste der Insel Cres strandete und dort versank.
Das Wrack liegt nur wenige Meter von Land entfernt mit dem Bug zum Ufer zeigend in 26-53m Tiefe. Dieser Umstand macht das Wrack auch für Sporttaucher tauchbar, was einen hohen Bekanntheitsgrad der "Lina" zur Folge hat. Ich mag eigentlich keine Wracks über die Google mehrseitige Trefferlisten zeigt, aber die "Lina" ist wirklich klasse und einen Tauchgang wert. Auch zu diesem Wrack fuhren wir wieder von Rabac aus. Wegen der idealen Lage und der geringen Tiefe kann man sehr viel Zeit am Schiff verbringen. Schön ist es sich vom tiefen Heck beginnend, Richtung Bug aufwärts zu schrauben. Da das ehemalige Holzdeck verrottet ist, kann man sich unter Deck frei bewegen und kann den fantastischen Lichteinfall aus dem klaren blauen Wasser genießen. Im Bug wohnt übrigens ein kapitaler Conger, der mich durch seine Größe, ziemlich schnell überredet hat aus seinen privaten Gemächern zu verschwinden.
Nach einer knappen Stunde entfernten wir uns vom Bug und begannen unseren Aufstieg am Riff. Am Abend haben wir dann fürstlich gegrillt und noch lange die milde Frühlingsnacht genossen.



Aufgetaucht

 

Freitag, 06.04.2012


Heute besuchten wir noch mal die "Vis". Auch dieser Tauchgang war wieder erstklassig.
Diesmal lag die Shotline am Bug und wir konnten diesen Teil des Schiffes ausgiebig erkunden. Im vorderen Laderaum an Bb-Seite kann man noch eindrucksvoll die gewaltige Kraft einer Seemine besichtigen. Auch sehr schön ist es, unter Deck einem Gang, der die Laderäume miteinander verbindet, zu folgen. Unterwegs gibt es viele Einblicke ins Schiff wie z.B. in den Maschinenraum. Auf der Deko, die wir diesmal in Nähe der Shotline absolvierten, verkürzte uns ein immer mal wieder vorbei ziehender riesiger Fischschwarm die Zeit.
Heute war der letzte Urlaubstag von Ferkel und Johann, so dass wir eigentlich ab morgen nur noch 6 Leute wären. Am Abend gesellten sich dann aber noch Manu und Peter (zwei Höhlenkriecher aus Süddeutschland, die Ostern bei Krnica-dive verbringen wollten) zu uns, so dass wir letztendlich doch wieder acht waren.



In der Vis
Vis Bug
Auf der Deko

 

Samstag, 07.04.2012


Eigentlich wollten wir heute das Wrack der "Argo" betauchen, aber leider ließ das Wetter es nicht zu. Als Alternative bot uns Maurizio einen Tauchgang mit seinem Scootern an dem schon bekannten Riff an. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und flogen zu dritt, bis die Akkus zur Neige gingen, am Riff entlang.
Der restliche Teil der Truppe vergnügte sich mit Video, Foto und Skills für zukünftige Lehrbücher im klaren Flachwasser. Den Abend verbrachten wir dann wieder in unserer Lieblingspizzeria.



Flaschenpark

 

Sonntag, 08.04.2012


Am frühen Morgen brachen wir von Istrien, Richtung Norden auf und waren nach diversen Wettern wie z.B. Schnee in den Alpen nach 15 Stunden in Hamburg und ich nach 17 Stunden wieder in Eckernförde.



Karte

Es war mal wieder eine klasse Tour mit super Leuten, schönen Wracks und viel Spaß.
Danke an Michael für die Organisation, der Truppe für die gute Stimmung und natürlich an Jörn fürs das blaue Mobil und die vielen schicken Unterwasserbilder.

Viele Grüsse Rocco



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